Traditionell basierte die Einführung von Beikost aus Lebensmitteln mit unterschiedlichen Texturen, zuerst Püree (ab 4-6 Monate) dann zerkleinert (8-9 Monate). Da die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahre 2002 eine Verlängerung der ausschliesslichen Stillzeit bis zu 6 Monate empfohlen hat (gilt auch für Flaschenkinder), wurde dadurch der Beginn der Beikost bis zu diesem Alter verzögert.
BLW basiert auf der Einführung normaler fester Nahrung im Alter von 6 Monaten. Es werden keine zerkleinerten oder pürrierten Lebensmittel mit dem Löffel gegeben (max. 10% der Tagesgesamtdosis), sondern kleine Lebensmittel, die das Baby mit den Händen aufnehmen und essen kann. Darüber hinaus ist es eine Beikost auf Nachfrage, bei der das Baby entscheidet, was (aus der angebotenen Nahrung), wieviel und zu welchem Tempo, es ohne Zwang und Hilfe essen will.
Der Ernährungszustand des Kindes hängt von der Nahrung ab, die die Mutter während der Schwangerschaft zu sich genommen hatte, und später, welche Lebensmittel in den ersten beiden Lebensjahren angeboten wurden, sodass die Eltern eine grosse Verantwortung haben, eine Vielzahl von gesunden Lebensmitteln anzubieten. Die tägliche Nahrung sollte mit Stillen nach Bedarf oder Flasche ergänzt werden, da die Kinder noch nicht in der Lage sind, ausreichende Mengen alleine zu essen.
Diese Methode unterscheidet sich von der herkömmlichen auch in der Art der Einführung von Lebensmitteln, da sie von Anfang an eine breite Palette von Produkten bietet. Wir empfehlen, zwischen neuen Lebensmitteln 3-5 Tage Zeit zu lassen. Dies ist wichtiger als die Reihenfolge der Einführung der einzelnen Lebensmittel. Für den Fall einer allergischen Reaktion wird empfohlen, keine neuen Lebensmittel zum Abendessen einzuführen.
Zu den Vorteilen zählen:
- Es ermöglicht dem Baby, Aromen, Texturen, Farben und Gerüche zu entdecken, die mit einer gesünderen und abwechslungsreicheren Ernährung in der Zukunft verbunden sein könnten. Eine gesunde Ernährung hängt jedoch von der Art der Familienernährung ab.
- Es fördert die Unabhängigkeit und Selbstvertrauen und stimuliert die psychomotorische Entwicklung der verschiedenen Fähigkeiten wie Handgriffe, Zange, Hand-Auge-Koordination, Kauen und Schlucken.
- Es fördert die Aufrechterhaltung des Stillens, da die Kinder weiterhin nach Bedarf gestillt und Anzeichen von Hunger, Durst und Sättigung respektiert werden.
- Es erzeugt weniger Stress in der Familie, da die Kinder nicht zum Essen gezwungen werden und der Moment des gemeinsamen Essens genossen wird.
- Verbesserter Übergang zu festen Lebensmitteln. Es wird angenommen, dass es einen kritischen Moment für die Einführung von nicht-homogenisierten Lebensmitteln gibt (ca. 7-9Monate), und wenn mit fester Nahrung danach begonnen wird, werden Schwierigkeiten im Bezug zur Textur und bei Kaufähigkeiten begünstigt.
- Sie könnten in der Zukunft ein geringeres Risiko haben, an Übergewicht zu erkranken. Während das Baby die Nahrungsmenge reguliert, entwickelt es Sättigungsgefühle und die Entwicklung von Fettleibigkeit kann verhindert werden.
Einleitungstipps:
- Eines der Ziele von BLW ist, Nahrung nach den Bedürfnissen des Kindes zu geben, so ist es wichtig, dass es Hunger und Sättigung mit Gesten zeigt (wenn sie einem hungernden Baby Essen geben, macht es den Mund auf und bewegt sich nach vorne, ein sattes Baby schliesst den Mund und dreht sich weg).
- Beginnen Sie mit dieser Methode, wenn das Baby nicht müde oder zu hungrig ist, damit es sich auf das Spielen und Lernen konzentrieren kann. In der Regel wird empfohlen, in den ersten Monaten nach dem Stillen neue Lebensmittel anzubieten. Ab einem Jahr ist es ratsam, sie vorher anzubieten, da feste Nahrung in diesem Alter die Hauptenergiequelle ist.
- Setzen Sie das Baby aufrecht vor den Tisch, entweder auf Ihren Schoss oder in einen Hochstuhl. Stellen Sie sicher, dass die Haltung stabil ist und das Baby Hände und Arme frei bewegen kann.
- Beginnen Sie mit Nahrungsmitteln, die leicht zu fassen sind, wie z.B. der Finger eines Erwachsenen. Führen Sie nach und nach neue Formen und Texturen ein. Legen Sie das Essen vor das Baby oder lassen Sie es sich von ihm aus Ihrer Hand nehmen, dadurch kann es selbst entscheiden, was es isst.
- Lassen Sie das Baby, wann immer möglich, an den Familienmahlzeiten teilnehmen.
- Bieten Sie ihm Wasser zu den Mahlzeiten an, damit es bei Bedarf trinken kann.
- Lenken Sie das Baby beim Umgang mit Lebensmitteln nicht ab.
- Zwingen Sie es nicht zum Essen und stecken Sie ihm niemals ein Stück Essen direkt in den Mund. Besonders am Anfang wird es nicht alles essen, was Sie anbieten. Es wird es anfassen, lutschen oder beissen, und irgendwann auch runterschlucken. Möglicherweise müssen Sie (an verschiedenen Tagen) bis zu zehnmal dasselbe Essen anbieten, bis es angenommen wird.
- Haben Sie keine Eile, um fertig zu werden. Geben Sie ihm Zeit und respektieren Sie Hunger- und Sättigungsanzeichen.
- Belasten Sie sich nicht mit der Sauberkeit, sondern ziehen Sie ihm ein grosses Lätzchen an und lassen Sie es experimentieren.
- Sie können z.B. die folgenden Lebensmittel anbieten:
- Gemüse (gedämpft, gekocht, geröstet oder gebraten): Zucchini, Kürbis, Kartoffel, grüne Bohnen, Zwiebeln, Lauch, Karotte, Tomate…
- Geschältes Obst: Birne, Banane, Mango, Pflaume.
- Fleisch (gedünstet, gekocht, gegrillt, Hamburger): Huhn, Kalb, Pute, Lamm, Schwein)
- Käse in Form von länglichen Taquitos
- Kohlenhydrate wie Brot, Reis, Nudeln usw
- Es wird empfohlen, Weissfisch und Eier wegen des hohen allergenen Potenzials einige Monate zu verschieben.
- Lebensmittel, die vermieden werden sollten: Zu den Produkten mit der höchsten Erstickungsgefahr gehören: rohes Gemüse (Karotten, Sellerie, Erbsen), einige Früchte (roher Apfel, rohe Ananas, Kirschen und ganze Trauben), Popcorn, Trockenobst (Rosinen), Blaubeeren, Mais, Oliven, Chips, Reiskekse oder Maiscracker, Bonbons und Süssigkeiten. Es ist auch wichtig Salz und Zucker zu vermeiden (trennen Sie die Babynahrung vor dem Würzen und bevor Sie Zutaten zugeben, die es noch nicht essen kann), Fastfood und Fertiggerichte. Es wird davon abgeraten, Wurst und verarbeitetes Fleisch, wir Würste, anzubieten. Ebenso sollte man keine nitratreiche Lebensmittel wie Spinat, Mangold, Salat, Kohl, Zuckerrüben, Sellerie, Disteln und Borretsch bis zum 12 Monat anbieten, und auch kein Fisch mit hohem Quecksilbergehalt (Schwertfisch, Hai, Hecht und frischer Thunfisch) bis zum Alter von 3 Jahren.
Mögliche Nachteile:
Viele Fachleute sind am Überlegen, ob mit dieser Methode ein erhöhtes Risiko für Erstickung und Nährstoffdefizit besteht.
Es wird empfohlen, mit eisenreichen Nahrungsmitteln, wie angereichertem Getreide oder Fleisch anzufangen. Bei dieser Methode wird jedoch in der Regel mit gekochtem Gemüse oder Obst begonnen, das wenig Eisen enthält. Der Eisenmangel kann eine Anämie hervorrufen und mit irreversiblen kognitiven Verzögerungen einhergehen. Daher sollte die BLW gut geplan angewendet werden und eine abwechslungsreiche Ernährung beibehalten werden.
Das Erstickungsrisiko scheint bei dieser Methode grösser zu sein, daher sollten alle oben beschriebenen Sicherheitshinweise beachtet werden. Laut einer Studie der American Academy of Pediatrics (AAP) heisst es, dass BLW mit einer guten Beratung durch medizinisches Fachpersonal genauso sicher ist wie die traidionelle Methode. Es ist wichtig, dass Würgen vom Ersticken zu unterscheiden, da Würgen ein vorrübergehende Reflexhandlung ist, die normalerweise schnell wieder vergeht. Im Gegensatz dazu blockiert beim Ersticken die Nahrung die Atemwege und das Baby beginnt zu husten, um zu versuchen, die Blockade zu lösen, was meistens auch gelingt.
Auf der anderen Seite haben Frühgeborene möglicherweise nicht die erforderlichen Fähigkeiten, um mit dieser Methode mit 6 Monaten zu starten. Daher muss sich die Ergänzungsfütterung an die Fähigkeiten anpassen. Bei Kindern mit Entwicklungsverzögerungen, Hirnverletzungen oder neuromuskulären Erkrankungen kann der Schluckvorgang beeinrächtigt sein uns Sie sollten BLW nicht anwenden.
Empfehlungen, damit BLW eine sichere Methode ist:
- Beginnen Sie mit dieser Methode im Alter von 6 Monaten, sobald das Baby in der Lage ist, aufrecht zu sitzen und die Hände koordiniert benutzen kann, damit es die Stücke aufnehmen und in den Mund nehmen kann. Darüber hinaus muss es in der Lage sein, Mundbewegungen auszuführen, um Lebensmittel zerkleinern und essen zu können. Diese Fähigkeiten werden von 68% der Säuglinge im Alter von 4-6 Monaten, 96% im Alter von 7-8 Monaten und 98% im Alter von 9-11 Monaten erworben.
- Geben Sie grosse und längliche Teile, um sie leichter greifen zu können. Nach 9 Monaten können kleinere Stücke gegeben werden, wenn sie die Zange mit Daumen und Zeigefinger machen können.
- Entfernen Sie gegebenfalls Knochen.
- Erklären Sie die Methode und verbotene Lebensmittel den Menschen, die sich um das Baby kümmern.
- Das Baby muss während dem Essen immer unter Aufsicht von einem Erwachsenen sein.
- Beobachten Sie, dass der Extrusionsreflex verschwunden ist (dies passiert, wenn etwas Festes in den Mund gegeben und sofort mit der Zunge wieder rausgeschoben wird). Dies verschwindet normalerweise mit ungefähr 6 Monaten.
- Wenn in Ihrer Familie Nahrungmittelallergien, -unverträglichkeiten oder Verdauungsstörungen aufgetreten sind, sollten Sie sich vor Beginn dieser Methode an Ihren Kinderarzt wenden.